Der Beruf des Bestatters im Wandel der Zeit

Mit der Arbeit eines Bestatters kommt jeder Mensch im Lauf seines Lebens in Berührung. Lange Zeit war der Beruf des Bestatters eng mit dem des Schreiners verbunden, der neben Tischen und Schränken auch Särge anfertigte. Heute produzieren Bestatter ihre Särge in der Regel nicht mehr selbst. Als professionelle Dienstleister begleiten sie Menschen in allen Fragen der Beerdigung und Vorsorge. Das Berufsbild hat sich tiefgreifend verändert.

Die Anfänge: Abschied in der Familie

Der Beruf des Bestatters besteht offiziell seit dem Jahr 1810, als die Gewerbefreiheit in Preußen eingeführt wurde. Bis sich jedoch deutschlandweit und flächendeckend professionelle Bestatter niederließen, vergingen noch einige Jahre, denn in vielen Gemeinden wurde noch an alten Bräuchen und Gewohnheiten festgehalten, und der Bedarf an Bestattern war noch nicht stark ausgeprägt.

Die Organisation einer Beerdigung lag in den Händen der Familie, die sich gezielt von qualifizierten Personen unterstützen ließ. So half beispielsweise die Gemeindeschwester dabei, den Leichnam zu versorgen, ein Tischler fertigte den Sarg, und die Nachbarn trugen den Sarg am Tag der Beerdigung zum Friedhof.

Während der Industrialisierung gingen das Gemeinschaftsgefühl und der Zusammenhalt zwischen den Menschen nach und nach verloren, auf Grund des Städtewachstums und der zunehmenden Anonymität. Friedhöfe wurden an die Stadtränder verlegt, denn die Kapazität der kirchlichen Friedhöfe innerhalb der Städte reichte nicht mehr aus.

Neue Anforderungen: Professionelle Hilfe

Vor allem ein stärkeres Hygienebewusstsein und begrenzte medizinische Kenntnisse der allgemeinen Bevölkerung führten dazu, dass der Staat Gesetze für das Bestattungswesen aufstellte. Unter anderem wurde es verboten, Verstorbene bis zur Beerdigung zu Hause aufzubahren. Sie wurden von nun an in sogenannte Leichenhallen überführt, um die Infektionsgefahr für die Hinterbliebenen zu reduzieren. In vielen Gemeinden wurden die traditionellen Leichenzüge untersagt, so dass Fuhrunternehmen zum Transport des Sarges benötigt wurden.

Der komplex gewordene Organisationsaufwand führte schließlich dazu, dass Angehörige sich zunehmend professionelle Hilfestellung wünschten. Dieser Nachfrage kamen vor allem Fuhrunternehmer und Tischler entgegen. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts boten sie an, komplette Bestattungen zu betreuen und durchzuführen.

Seitdem hat sich das Berufsbild des Bestatters vollständig gewandelt. Die bürokratischen Hürden sind inzwischen enorm und für Angehörige eines Verstorbenen allein kaum zu bewältigen. Die Bestattungsfristen sind gesetzlich geregelt, und der organisatorische und zeitliche Aufwand einer Bestattung ist immens.

Heute bieten Bestatter umfassende Beratung und Unterstützung an, die rechtliche, finanzielle und organisatorische Aspekte umfasst. Moderne Bestatter stehen ihren Kunden in allen Fragen rund um einen Abschied als Ansprechpartner zur Verfügung.

Selbst vorsorgen und bestimmen

Ebenso führen Bestatter viele Vorsorgegespräche. Kompetent und einfühlsam begleiten sie die eigenverantwortlichen, letzten Schritte von Menschen. Sie helfen ihnen, ihre Angehörigen zu entlasten und in Ruhe zu planen, was wirklich wichtig ist.

Berufsausbildung sichert Qualität

Für die Gründung eines Bestattungsunternehmens ist keine fachspezifische Ausbildung, sondern lediglich ein Gewerbeschein notwendig. Um den Kunden Orientierung zu geben und die Qualität zu sichern, führte der Bestatterverband schon in den 1950er Jahren eine freiwillige Prüfung zum „Fachgeprüften Bestatter“ ein. Die Bemühungen des Berufsverbandes führten dazu, dass es seit August 2003 eine einheitliche Ausbildungsordnung für den Beruf des Bestatters gibt.

Langjährig im Beruf tätige Personen können sich derzeit bei den Handwerkskammern noch zum „Geprüften Bestatter“ (ehemals "Fachgeprüfter Bestatter") fortbilden lassen. Für Berufseinsteiger ist eine 3-jährige gleichwertige Ausbildung zur „Bestattungsfachkraft“ möglich. Neben kaufmännischen und handwerklichen Grundlagen zählen Trauerpsychologie, Recht, BWL, medizinische, kulturhistorische und auch gestalterische Kenntnisse zu den vielfältigen Lehrinhalten.

Wie in anderen Handwerksberufen ist es auch im Bestattungsgewerbe möglich, die Meisterprüfung abzulegen. Ein Bestattermeister besitzt alle Kenntnisse, die aktuell notwendig sind, um die sehr komplexen  Anforderungen an einen Bestatter erfüllen zu können. Außerdem berechtigt eine absolvierte Meisterprüfung zur Ausbildung von Bestattungsfachkräften.